Zum Info- und Aufklärungsnachmittag über alles rund um den Igel haben die Beauftragte des Arbeitskreises 60+ des Pfarrgemeinderates Otzing, Rosi Schmid und Seniorenbeauftragte Corinna Leeb mit Team kürzlich ins Pfarr- und Jugendheim bei Kaffee und Kuchen (Spenden durch anwesende Gäste) eingeladen. Schmid begrüßte recht herzlich die vielen Gäste von nah und fern und besonders den stellvertretenden Hausherrn Pfarrvikar Hr. Amuthan, Kirchenpfleger Hr. Bernhard Jokisch mit Ehefrau Marille und alle anwesenden Vorsitzenden der Ortsverbände.
Die Leiterin der ehrenamtlich geführten Igelstation Sibille Zillinger informierte die vielen Zuhörer über ihre Igelstation in Otzing mit einen Diavortrag. Im Obergeschoss raschelt und wuselt es. 15 Boxen stehen dort zur Verfügung, meist gefüllt. Nichtsdestotrotz: Sind alle Boxen belegt, ist Schluss mit der Aufnahme. Kleine Häuschen sind es, mit Zeitungspapier oder Handtücher ausgelegt. Darunter verstecken sich sehr junge, kranke und verletzte Igel. Der eine neugierig der andere schüchtern. Sie hat im November 2019 die Igelstation Otzing in ihrem Wohnhaus ins Leben gerufen. Ehrenamtlich neben ihrem Vollzeitjob als Krankenschwester kümmert sie sich dort mit ihrer Familie pro Jahr um rund 600 Igel – stationär und nochmal ca. 600 Igel ambulant, Respekt! Im Landkreis Deggendorf ist Frau Zillinger die Einzige mit einer Igel- Intensivpflegestation. Es gebe zwar viele Igel- Aufpäppler, „die wirklich einen super Job machen“, aber professionelle Igelstationen, die medizinische Versorgung leisten können, seien eine Mangelware. Rund 3000 Anrufe pro Jahr gehen bei ihr ein. Nahezu rund um die Uhr sind Zillinger und ihre Unterstützer übers “Igeltelefon“ erreichbar.
Die Otzinger Station ist eine Intensivpflegestelle, Igelsäuglinge, schwer kranke und medizinisch aufwendige Igel-Patienten finden dort ein vorübergehendes Zuhause. Bei jedem Neuankömmling macht Frau Zillinger eine Kotanalyse im eigenen kleinen Labor. Als ausgebildete Wundmanagerin werden Wunden nach neusten Kenntnissen mit einem Kaltplasmagerät behandelt, das die Wundheilungszeit um 60 Prozent verkürzt. Medizinisch betrachtet ist der Igel auch kein einfaches Tier. „ Igel haben einen komplett anderen Stoffwechsel“. Haferflocken – eine weit verbreitete Fehlinformation – sind nicht gut für den Igel, sondern unverwertbar.Er verhungert mit vollen Magen. Ein Igel ist ein reiner Insekten und Fleischfresser. Grundlegendes Problem der Igel ist der Insektenschwund und somit auch die Nahrungsgrundlage der beliebten Gartenbewohner. Sibille macht das aber jetzt schon so lange, da könnte sie ihn mit Leichtigkeit komplett auseinander und wieder zusammen bauen, so lacht sie.
Aufklärungsarbeit ist ein weiterer großer Teil von Zillingers Arbeit. Wann ist ein Igel hilfsbedürftig und was ist dann zu tun? In sozialen Netzwerken und auf der Website der Igelstation stellt sie jede Menge Infomaterial zur Verfügung im Zweifel gilt: „Einfach anrufen oder uns anschreiben“. Von Selbstversuchen oder zu langem Warten rät Zillinger ab. „Ein Igel ist ein besonders geschütztes Wildtier, das man nicht ohne Weiteres in Obhut nehmen darf“, so erklärt sie.
Oberstes Ziel ist immer die Freilassung des Igels, so Sibille. “Ein Igel ist ein Wildtier, das sehr reviertreu ist. Er lebt in den Gärten und nicht im Wald. Er lebt gerne in unserer Nähe, erklärt sie. Der größte Lohn für ihre Arbeit in der Igelstation ist, die Genesung der Wildtiere mitzuerleben. Es ist ein Gedanke, der Sibille Zillinger trotz Stress dabeibleiben lässt: „Ohne uns würden die Igel sterben!
Die anwesenden Gäste waren sehr begeistert von dem sehr informativen und ausführlichen Vortrag und mit den vielen umfangreichen Tipps. Schautafeln und viel Infomaterial lagen zur Mitnahme bereit.
Nächste Veranstaltung: Der Arbeitskreis 60+ lädt in Zusammenarbeit mit der KEB am Freitag, 26.April um 14 Uhr ins Pfarr- und Jugendheim St. Josef zu einem kreativen Singnachmittag ein. Walter Spenger wird „Guade oide Liada“ vorstellen und mit Euch gemeinsam singen, denn: Singen fördert das körperliche und seelische Wohlbefinden!