Sind Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll oder unnötig? – Vortrag mit Julia Birnbaum vom Amt für Ernährung (AELF)
Otzing. Im Jugendheim Otzing fand kürzlich eine gut besuchte Informationsveranstaltung zum Thema „Nahrungsergänzungsmittel – sinnvoll oder Unsinn?“ statt. Durchgeführt wurde sie vom Arbeitskreis 60+ mit Zusammenarbeit mit der KEB. Nach der herzlichen Begrüßung der Ehrengäste und einem besonderen Dank an die fleißigen Kuchenbäckerinnen und -bäcker, deren Meisterwerke das Buffet bereicherten, begann Frau Julia Birnbaum vom Amt für Ernährung ihren Vortrag.
Körperliche Veränderungen ab der Lebensmitte
„Ab der Lebensmitte, also etwa ab dem 35. bis 40. Lebensjahr, beginnt sich der Körper zu verändern“, erklärte Birnbaum. Die Muskelmasse nehme ab, der Energiebedarf sinke – doch der Bedarf an Nährstoffen bleibe bestehen. Aus diesem Grund greifen viele Menschen zu Nahrungsergänzungsmitteln. Laut Statistik nehmen 45 % der Frauen und 30 % der Männer regelmäßig solche Präparate ein.
Kein harmloser Trend
Was viele nicht wissen: Nahrungsergänzungsmittel unterliegen nicht dem Arzneimittelgesetz, sondern lediglich dem Lebensmittelrecht. Das bedeutet, dass sie nicht zugelassen, sondern lediglich registriert werden müssen. „Es besteht keine Pflicht zur Wirksamkeitsprüfung“, warnte Birnbaum. Hinzu komme, dass die tatsächlichen Wirkstoffmengen um bis zu 50 % von den angegebenen Werten abweichen dürfen – ein erhebliches Risiko für Über- oder Unterdosierungen.
Ein weiteres Problem sei die mögliche Verunreinigung der Produkte. Für die Sicherheit sei allein der Hersteller verantwortlich. Therapeutische Wirkungen müssen nicht belegt sein. „All das sind klare Nachteile solcher Mittel“, betonte die Referentin.
Besser geprüfte Präparate aus der Apotheke
Wenn Nahrungsergänzungsmittel nötig sind – etwa bei einem nachgewiesenen Mangel an Vitamin D, Folsäure, Jod oder Kalzium – empfiehlt Birnbaum, diese ausschließlich aus der Apotheke zu beziehen. Diese Produkte seien geprüft, enthalten sichere Wirkstoffe und unterliegen strengeren Qualitätskontrollen – auch wenn sie teurer sind.
Arzneimittel sind besser kontrolliert
Im Gegensatz dazu durchlaufen Arzneimittel ein aufwendiges Prüfverfahren. „Wirkung und Sicherheit müssen hier eindeutig nachgewiesen sein“, so Birnbaum. Die Mengenangaben dürfen maximal um 5 % vom tatsächlichen Inhalt abweichen – ein deutlicher Unterschied zu Nahrungsergänzungsmitteln.
Die beste Vorbeugung: ausgewogene Ernährung
Dennoch riet die Referentin davon ab, ohne ärztlichen Rat Präparate einzunehmen. Stattdessen empfahl sie eine ausgewogene, abwechslungsreiche Ernährung. „Essen Sie bunt! Je mehr Farben auf dem Teller, desto wertvoller das Essen“, so ihr Appell. Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Gemüse und Obst seien reich an Nährstoffen, sättigen gut und enthalten wenig unnötige Kohlenhydrate.
Auch auf die Flüssigkeitszufuhr wies Birnbaum hin: Mindestens 1,5 Liter am Tag sollten es sein. Eiweißreiche und ballaststoffreiche Lebensmittel unterstützen zusätzlich die Gesundheit.
Omega-3 und Vitamin D – gezielte Ergänzung sinnvoll
Ein Sonderfall sei die Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren. Diese könne der Körper nicht selbst herstellen. Wer keinen Seefisch wie Lachs, Makrele oder Seelachs isst, könne auf Fischölkapseln zurückgreifen – jedoch nur nach Rücksprache mit dem Arzt. Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für die Immunabwehr, den Blutdruck und wirken entzündungshemmend.
Besonders wichtig sei auch Vitamin D. Da es nur zu etwa 10–20 % über die Nahrung aufgenommen wird, entsteht der Großteil der Versorgung über Sonnenlicht. „Zwischen April und Oktober bildet der Körper unter dem Einfluss der Mittagssonne – auch mit Sonnencreme – ausreichend Vitamin D“, erklärte Birnbaum. In der dunkleren Jahreszeit könne eine gezielte Ergänzung in Absprache mit dem Arzt sinnvoll sein.
Dank und Ausblick
Zum Abschluss bedankte sich Rosi Schmid, die 60+-Beauftragte mit ihrem Team, im Namen aller Anwesenden herzlich bei Frau Julia Birnbaum für ihren informativen Vortrag. Als kleine Anerkennung überreichte sie ihr einen liebevoll zusammengestellten Obst- und Gemüsekorb vom Edeka-Laden in Otzing. Zudem bekam jeder Gast einen Apfel mit nach Hause.
Die nächste Veranstaltung des Arbeitskreises 60+ ist bereits geplant: Am Sonntag, den 3. August um 12 Uhr, lädt das Team zu einer Grillparty am Otzinger Sportplatz unter dem Vordach ein – gemeinsam mit Bürgermeister Johannes Schmid und Volker Schober, den Grillprofis.
